02/07/2024 0 Kommentare
Veni, Sancte Spiritus - Komm, Heiliger Geist
Veni, Sancte Spiritus - Komm, Heiliger Geist
# Auf ein Wort ...
Veni, Sancte Spiritus - Komm, Heiliger Geist
Liebe Lesende,
diese Worte stehen Jahr für Jahr über dem Pfingstfest. Ein Fest, das in unserer und vielen anderen Gemeinden durch die Feier der Konfirmation geprägt ist. Die Verbindung von Konfirmation und Pfingstfest ist keine so alte Tradition, passt aber dennoch ganz gut – jedenfalls, finde ich, viel besser als Palmsonntag, an dem noch viele unserer Großeltern eingesegnet wurden. Ein fröhliches Fest in einer freudigen Zeit und noch dazu ist am Pfingstmontag in der Regel schulfrei – die Konfirmand_innen können also ausgelassen feiern. Daneben ist auch die Verbindung mit der Ausgießung des Heiligen Geistes nicht geringzuschätzen. Denn den braucht es – bei der Segnung der Konfis und überhaupt bei allem, was wir tun. Pfingsten und Konfirmation – das geht Hand in Hand. Auch in diesem Jahr.
Und doch kommt durch die Terminierung der Konfirmation auf das Pfingstfest das individuelle Profil des dritten großen Festes der Christenheit manchmal ein wenig zu kurz. Nach Mensch-werdung und Auferstehung Gottes erinnern wir an Pfingsten die Ausgießung oder Gabe von Gottes Geist an die Menschen. Fantastisch beschrieben wird dieses Ereignis in der Apostelgeschichte:
"Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen wie von einem starken Wind. Das Rauschen erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. Dann erschien ihnen etwas wie züngelnde Flammen. Die verteilten sich und ließen sich auf jedem Einzelnen von ihnen nieder. Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt."
Ja, Gottes Geist – den Heiligen Geist – braucht es, um in der Nachfolge Jesu sein Evangelium in die Welt zu tragen. Der Heilige Geist ist der Atem, mit dem Gottes Wort gesprochen wird. Die Heilige Geistkraft ist der Wind, der die Gute Nachricht von der Auferstehung Jesu überallhin und zu allen trägt.
Immer wieder bitten Christ_innen Gott um seinen Geist – nicht nur an Pfingsten. Hörbar zum Beispiel beim Abendmahl: "… sende auf uns herab deinen Heiligen Geist. Segne und heilige dieses Brot und diesen Kelch, damit wir teilhaben an Leib und Blut deines Sohnes." Oder bei einer Taufe: "… gib deinen Heiligen Geist zu dem, was wir jetzt tun. Oder vielleicht auch im Alltag: … sei bei uns mit deiner Heiligen Geistkraft."
Immer wieder bitten die Menschen Gott um seinen Geist. Der aber ist unverfügbar – so wie "der Wind, der weht, wo er will". Gottes Heilige Geistkraft ist nicht von Menschen erzwingbar. Aber um Gottes Geist bitten – das können wir, die wir machtlos und vergänglich sind, immer wieder. Denn Gott schenkt uns seinen Heiligen Geist, den Lebensatem, den Tröster und Begleiter, der lebendig macht und befreit, der Mut und Vertrauen schenkt, Gemeinschaft stiftet und uns öffnet für neue Ideen und Kreativität immer wieder neu.
Gottes Geist brauchen wir für unser Leben, denn allein mit unserer menschlichen Kraft kommen wir nicht weiter. Heer oder Kraft – das steht in dem Wort aus dem Prophetenbuch Sacharja für alles, was wir Menschen einsetzen können, sei es unser Gesetz bzw. Recht oder gar unsere militärische Kraft. Der Geist steht für Gott. Er kann, was Menschen nicht vermögen: unser Herz, unsere Seele, Gedanken und Hände mit Lebenskraft, Liebe und Hoffnung füllen. Öffnen wir unser Herz für die Heilige Geistkraft, um zu verstehen, wie tief und unsichtbar sie überall zugegen ist.
"Gottes Geist ist die Luft, die wir atmen; die Ferne, in die wir Ausschau halten; der Bewegungsraum, der uns geschenkt ist. Gottes Geist ist das freundliche Licht, das die Menschen einander anziehend macht. Er ist der Finger Gottes, mit dem er spielend das All geordnet hat; Gottes Geist ist die zärtliche Liebe, mit der er uns geschaffen hat.
Möge der schaffende Gottesgeist das Werk, das er begonnen hat, vollenden; dem Bösen, das wir anrichten, zuvorkommen und uns zum Guten lenken; zu Treue und Geduld, Erbarmen und Sanftmut; in uns die Freundschaft für alles Lebendige entzünden und die Freude am Guten und Menschlichen.
Alles Lebendige hat seine Keimkraft von Gottes Geist, fremd und namenlos ist seine Wirkung, tief verborgen in jedem von uns wie der Same des Feuers. Gottes Heilige Geistkraft ist unser Lebenswille, die Liebe, die uns festhält auf dieser Erde und die uns bindet an unseren Gott. Der Heilige Geist spornt uns an, bis ans Ende zu gehen und auszuharren, um alles zu ertragen, alles zu hoffen, wie es die Liebe tut.
Gottes Geist ist die Seele unserer Gebete: Weisheit, um einander zu verstehen, Bereitschaft, um zu helfen. Der Heilige Geist ist die Gabe Gottes an uns, möge er in unserer Mitte zugegen sein, möge Gott in uns sein." (H. Oosterhuis)
Einen geisterfüllten Sommer wünscht Ihnen
Pfarrer Sebastian Gebauer
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