31/03/2025 0 Kommentare
LIEBLINGSFARBE BUNT
LIEBLINGSFARBE BUNT
# Auf ein Wort ...

LIEBLINGSFARBE BUNT
Liebe Lesende!
Was ist deine Lieblingsfarbe? Das werde ich hin und wieder gefragt, wenn ich in unserer KiTa bin. Spontan sage dann meist Blau und denke an ein tiefes Ultramarinblau oder ein schönes Himmelblau.
Farben kommen überall in unserem Leben vor und Gott sei Dank, dass er die Welt so vielfarbig geschaffen hat! Farben machen unseren Alltag lebendig. Denken Sie nur an das frische Grün im Frühjahr oder die goldgelben Felder im Sommer oder die bunten Blätter im Herbst. Selbst der Schnee im Winter, der weiß erscheint, hat es etwas wunderbares: Sind doch im Weiß alle Farben enthalten.
Was ist meine Lieblingsfarbe? Auch wenn Blau eine schöne Farbe ist, beantwortet es die Frage der KiTa-Kinder eigentlich unzureichend, denn noch viel lieber mag ich die Farbe Bunt. Bunt und farbig statt schwarz und weiß oder eintönig grau in grau. Meine Lieblingsfarbe ist also Bunt!
Ebenso kennen die biblischen Texte Farben. Gewiss wird weder der abstrakte Begriff „Farbe“ verwendet, noch ist die moderne Einteilung des Farbspektrums bekannt, aber es werden Sachen und Menschen mit Adjektiven beschrieben, die Farbwahrnehmungen ausdrücken.
Esau überlässt seinem Bruder Jakob das Vorrecht des Erstgeborenen für etwas Rotes: Und Jakob kochte ein Gericht. Da kam Esau vom Feld und war müde und sprach zu Jakob: Lass mich schnell von dem Roten essen, dem Roten da; denn ich bin müde. Daher heißt er Edom. (Gen 25,29-30)
Der Beter des 37. Psalms spricht vom grünen Kraut (Ps 37,2) und der Seher Johannes schreibt in der Offenbarung vom grünen [Gras bzw. Pflanzen] (Apk 9,4).
Das Manna, das das Volk Israel in der Wüste aß, war weiß (Ex 16,31). Hell und weiß bzw. glänzend oder strahlend weiß waren Jesu Kleider auf dem Berg der Verklärung: Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie auf einen hohen Berg, nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verklärt; und seine Kleider wurden hell und sehr weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann. (Mk 9,2-3)
Und nicht zu vergessen Purpur – eine besonders teure Farbe im Spektrum von rot und blau (violett), die aus dem Drüsensekret einer Schneckenart gewonnen wird. Zum Spott der Soldaten, muss Jesus vor seiner Kreuzigung einen purpurfarbenen Mantel tragen: Die Soldaten aber führten ihn hinein in den Palast, das ist ins Prätorium, und riefen die ganze Kohorte zusammen und zogen ihm einen Purpurmantel an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf und fingen an, ihn zu grüßen: Gegrüßet seist du, der Juden König! (Mk 15,16-18)
Farben sind Teil unseres Lebens – damals wie heute. Und die biblischen Geschichten und Farben wirken hinein in unsere Gegenwart. Eine Vielfalt an Farben bestimmt das Kirchenjahr: Die sogenannten liturgischen Farben bringen Farbe in unsere Kirchenräume und Gottesdienste. Wird der deutschsprachige Protestantismus noch durch das Talar-Schwarz und Beffchen-Weiß der preußischen Beamtenkleidung für Pfarrpersonen dominiert, zeigt sich doch hier und da eine zarte Hinwendung zu mehr Vielfalt und Buntheit, wie wir sie bei unseren Geschwistern der lutherischen Kirchen in Nordeuropa finden können. Ich selbst mag sowohl das Tragen als auch das Sehen einer weißen Albe mit der farbigen Stola, die die Farbe der jeweiligen Kirchenjahreszeit aufnimmt.
Vier Hauptfarben bestimmen unser evangelisches Kirchenjahr: Grün begegnet uns am häufigsten an Altar und Kanzel. Es erinnert an das Grün der aufgehenden Saat – im Sommer (Sonntage nach Trinitatis) wächst und gedeiht der Glaube der Christ:innen und bringt gute Frucht. Rot als Farbe des Feuers und des Blutes symbolisiert den Heiligen Geist und das Blut der Märtyrer:innen – an Pfingsten und Festen der Kirche (Reformationsfest, Tagungen von Synoden, Ordination und Einführung/Verabschiedung, Kirchweihe) sind unsere Kirchen rot geschmückt. Violett als Farbe der Umkehr, der Buße und der Vorbereitung wird uns in der nächsten Zeit bis Ostern begleiten, aber auch am Buß- und Bettag und im Advent. Und schließlich Weiß – die Farbe des Lebens und des Lichtes. Immer wenn ein Sonn- oder Feiertag einen thematischen Bezug zu Jesus Christus, seiner Menschwerdung bzw. seiner Auferstehung hat, erscheinen unsere Kirchenräume in weiß. An Ostern erinnern wir uns an die Auferstehung Jesu von den Toten, feiern das Leben und nehmen diese Hoffnung mit hinein in das Jahr. Am Ewigkeitssonntag tragen wir die Hoffnung auf Leben und das Licht an die Gräber unserer Verstorbenen.
Farben sind Teil unseres Lebens – als Christ:innen und Menschen. Farben können wir sehen und – im übertragenen Sinn – hören: Von Klangfarben spricht die Musik und eine bunte Vielfalt an Farben der Musik erleben wir bei den 26. Falkenseer Musiktagen – das diesjährige Programm ist weiter hinten zu finden. Und auch unsere Stadt Falkensee ist und bleibt farbig und bunt: Die Stadtverordneten haben sich Ende Januar 2025 in geschlossener Mehrheit der demokratischen Parteien für das Beibehalten der Regenbogenfahne an öffentlichen Plätzen und Gebäuden ausgesprochen. Hierzu hat unser Gemeindekirchenrat im Februar beschlossen, dass zukünftig anlassbezogen ebenso an unserem Mast vor der Kirche eine Regenbogenfahne wehen wird.
Der Regenbogen steht mit seinen Farben für Vielfalt, Toleranz, Zusammenhalt und ein friedliches Miteinander unter den Menschen und mit Gott. Gewiss sind im biblischen Text von Genesis 9 keine Farben überliefert, aber es ist eine schöne Tradition, die Gottes Bogen in den Wolken mit dem Regenbogen identifiziert: Weiter sagte Gott: Ich schließe diesen Bund mit euch und mit allen Lebewesen bei euch. Er gilt für alle künftigen Generationen. Und dies ist das Zeichen, das an den Bund erinnern soll: Ich setze meinen Bogen in die Wolken. Er soll das Zeichen sein für den Bund zwischen mir und der Erde. Wenn ich Wolken über der Erde aufziehen lasse, erscheint der Bogen am Himmel. Dann denke ich an meinen Bund mit euch und mit allen Lebewesen. Nie wieder soll das Wasser zur Sintflut werden, um alles Leben zu vernichten. Der Bogen wird in den Wolken stehen. Wenn ich ihn sehe, denke ich an den ewigen Bund Gottes mit allen Lebewesen – mit allem, was auf der Erde lebt. Gott sagte zu Noah: Dieser Bogen ist das Zeichen des Bundes, den ich mit allen Lebewesen auf der Erde geschlossen habe. (Gen 9,12-17)
Meine Lieblingsfarbe ist bunt, bunt wie der Regenbogen – Gottes Bogen in den Wolken. Was ist Ihre Lieblingsfarbe?
Pfarrer Sebastian Gebauer
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